Ich habe mein Selbst an den narzisstischen Partner verloren!
Die Trennung von einem Narzissten fühlt sich manchmal an wie eine Trennung von sich selbst. Im Grunde genommen ist es das eigentlich auch. Wo dieses unbestimmte Gefühl herkommt, ist schlecht einzuordnen. Viele Betroffene erzählen jedoch von ähnlichen Eindrücken. Zur Bewältigung der Trauerarbeit nach der Trennung von einem Narzissten ist dieses Thema zudem von zentraler Wichtigkeit.
Woher kommt also dieses Gefühl? Der Aggressor hat in die Beziehung keine eigene Persönlichkeit miteingebracht. Stattdessen hat er die Partnerin ausgelotet, um sich mit deren Wesen zu schmücken. Viele ihrer Eigenheiten und Angewohnheiten hat er übernommen oder sogar eins zu eins kopiert. Viele betroffene Frauen beschreiben diesen Vorgang auch als Enteignung. Im weiteren Verlauf der Beziehung stempelt er die Individualität der Partnerin als fehlerhaft ab und übernimmt die Kontrolle über die Person, die er gerade annektiert hat. Er bestimmt nun, was sie denkt und wie sie sich zu fühlen hat. Deshalb duldet der Aggressor auch keine Kritik an seiner eigenen Person. Agiert die Partnerin nicht innerhalb seiner Parameter, setzt er ein Bestrafungssystem in Gang, um sie in die richtigen Bahnen zu lenken.
Hilfe in der Erkenntnis suchen und finden!
Innerhalb der Partnerschaft muss die Betroffene sich ihm nun anpassen oder sie geht unter. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, sonst kippt die Beziehung. Während einige Frauen sich zurückziehen, arbeiten andere hart an ihrer Autonomie und lassen sich nichts gefallen. Da die Gesamtsituation sich jedoch nicht verändern lässt, sind auch sie gezwungen, sich anzupassen. Ihre Lebensaufgabe besteht darin, dem Aggressor immer wieder die Stirn zu bieten. Kein Wunder also, dass die betroffenen Frauen den Zugang zu sich verloren haben. Nach der Trennung ist Ihr eigenes Selbst in tausend Stücke zersprungen.
Die Partnerin gibt ihr eigenes Leben auf und passt sich der mageren Gefühlswelt des Narzissten an. Sie wird nun zu einem Spiegel seiner Persönlichkeit. Alle Anteile, die einst positiv und liebenswert an ihr waren, werden von ihm verurteilt und durch seinen Anspruch auf Perfektion ersetzt. Die Partnerin muss so sein, wie er es erwartet. Jede andere Bestrebung ist falsch. Individualität und Selbstbestimmung hat in diesem System keinen Platz mehr. Ändert er seine Vorgaben, muss auch sie sich verändern. Eine positive Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit wird unmöglich gemacht. Was sich durch persönliches Wachstum und lebendiger Veränderung auszeichnet, wird erstickt durch das starre Gerüst des Narzissten. Unbewusst gibt die Partnerin das eigene Selbst auf.
Die Beziehung verschlechtert sich zusehends und steuert letztendlich auf eine Trennung zu. Ist diese vollzogen, fühlt sich das Opfer wie ausgelöscht. Die Trauer um den Partner und das verloren Ich ist groß.
Diese Beschreibung ist eine Kurzfassung vom Honeymoon bis zur Aufgabe der Beziehung. Dazwischen versteckt sich unendlich viel Leid und Herzschmerz.
Ich will trotzdem wieder zurück
Die Betroffene fühlt sich beschmutzt, weggeworfen und allein. Die Sucht nach dem Partner ist stärker als gedacht und eine allumfassende Trauer stellt sich ein.
Dass sie schon während der Beziehung emotional auf sich allein gestellt war, ist ihr durchaus bewusst. Trotzdem gab es da immer noch die physische Anwesenheit des Aggressors und die Tatsache, dass sich ihr ganzes Denken nur noch um diesen einen Partner gedreht hat. Mit der Trennung hat das Opfer nicht nur den Lebensgefährten, sondern auch den gewohnten Lebensmittelpunkt verloren. Die Lebensumstände haben sich mitunter ebenso dramatisch verändert und man wünscht sich zurück in die Beziehung, damit der Schmerz nachlässt. Die Träume sind ausgeträumt. Die gemeinsame Zukunft gibt es nicht mehr. Diese neue Entwicklung muss erst akzeptiert werden. Das Kreiseln um den Partner raubt alle Kraft und den Schlaf.
Ich bin selbst schuld
Nein, das bist du nicht! Niemand hat Schuld. Jeder darf so sein, wie er ist. Du bist nicht fehlerhaft, nur weil es einem anderen nicht gefällt, wie du bist. Wenn es nicht mehr passt, geht man auseinander, weil jeder seine eigene Persönlichkeit leben muss. Das ist ein gesundes Verhalten. Aber genau hier liegt das Problem. Innerhalb einer narzisstischen Beziehung will sich niemand trennen und autonom weiterleben, schon gar nicht die Partnerin, die oft keine eigene Identität mehr besitzt. Die eigene Psyche hat sich scheinbar irgendwie aufgelöst und man fühlt sich wie umprogrammiert.
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Evelina Blum
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Endlosschleifen
Was bleibt, ist die vermeintliche Schuld, die Trennung angeschoben zu haben. Hat sie sich zu eifersüchtig gezeigt? Hat sie sich zu wenig gekümmert? Der Aggressor triggert jedes einzelne individuelle Schuldgefühl und die Betroffene landet in einer Endlosschleife. Immer wieder macht sie sich die gleichen Vorwürfe. Sie wird zum Echo des Narzissten und findet in der Schuldfrage eine Logik, die es gar nicht gibt.
Die Partnerin trägt jedoch nicht die Schuld an dem Beziehungsende. Mag der Aggressor es ihr auch stundenlang vorbeten. Vielmehr hat er selbst dafür gesorgt, dass die Beziehung in eine Abwärtsspirale gerät. Sein perfides Verhalten gegenüber der Partnerin ist die Ursache, nicht die Partnerin. In vielen Fällen spiegelt der Narzisst seine eigene Denkstruktur auf sie und er ist es, der sich übermäßig eifersüchtig zeigt und sich kaum kümmert.
Wer gerade die Beziehung verlassen hat, der besitzt diese Klarheit natürlich nicht. Lass ihn deshalb reden, soviel er will und hör weg.
Gedankenkarussel und die Verarbeitung
Es wird sich alles finden. Die richtige Wahrnehmung gegenüber dem Gewaltpotenzial bleibt auch noch lange nach der Trennung verschüttet. Die vielen unlogischen Zusammenhänge, die der Aggressor dem Opfer immer wieder vorgebetet hat, müssen erst verarbeitet werden. Dahinter versteckt sich die emotionale Gewalt. Viele Erkenntnisse mögen zwar innerhalb der Beziehung aufgetaucht sein, sie verflüchtigen sich aber immer wieder im Umgang mit dem Aggressor. Instinktiv hat er dafür gesorgt, dass sich eine Verletzung nach der anderen einstellt, sodass nichts davon verarbeitet werden kann.
Nach der Trennung stoppt dieser Vorgang und die schmerzhaften Ereignisse überrollen das Opfer. Seine perfide Wortwahl bleibt noch lange im Gedächtnis und schmerzt massiv. Nur fehlt jetzt der Narzisst, der dafür sorgt, dass das Opfer sich mit seinen Verletzungen nicht beschäftigen kann. Die Folgen liegen auf der Hand. Um der schmerzhaften Gefühlswelt auszuweichen, die nach und nach ihr wahres Gesicht zeigt, gehen viele Betroffene wieder zurück in die Beziehung. Dieser Vorgang findet jedoch eher unbewusst statt, da andere Gründe vorgeschoben werden.
Vielleicht hast du Ähnliches erlebt? Um diesen unbewussten Fallstricken auszuweichen, sollte der Kontakt zum Aggressor möglichst unterbunden werden, damit die Gehirnwäsche ein Ende findet.
Ich werde ersetzt und weggeworfen
Ja, das wird er womöglich irgendwann tun. Ein narzisstischer Mensch kann ja auch nicht anders. Ohne Bestätigung und Aufmerksamkeit bezüglich seiner Person kommt er nicht zurecht und ist auf andere angewiesen. Viele betroffene Frauen werden sogar sofort ersetzt. Und anstatt entsetzt und enttäuscht über den Aggressor zu sein, fragt sich das Opfer verzweifelt, was es falsch gemacht hat. Die Tatsache, dass der eigene Partner überhaupt kein Problem damit hat, die Frau an seiner Seite einfach auszutauschen, scheint dagegen vollkommen in Ordnung.
Anstatt den Aggressor dafür zu verurteilen, macht das Opfer das, was es immer tut. Den Fehler im System bei sich selbst zu suchen. Die letzten Tage der Beziehung werden durchforstet und täglich neu ausgelotet. Wortspiele und Erinnerungsfetzen werden verglichen. Die eigenen Sätze und Worte werden auf Tauglichkeit und Fehler untersucht. Jeder einzelne Satz des Narzissten wird analysiert. "Du hast mich zu oft allein gelassen. Deine Eifersucht war nicht zum Aushalten. "Dein Egoismus zerstört die Beziehung." Und schon wieder hat hier nur einer Schuld, und das ist die Partnerin. Der Aggressor dagegen ist das arme Opfer und konnte ja gar nicht anders, als sich nach einer anderen Frau umzusehen.
Kommt der Narzisst zurück in die Beziehung, verzeiht die Betroffene ihm natürlich sofort seinen kleinen Ausflug und setzt die gemeinsame Reise mit dem Narzissten fort. Wohin diese führen wird, ist ja bekannt. Hier ist also Vorsicht geboten.
Die Schuldfrage innerhalb einer narzisstischen Beziehung
Die Klärung der Schuldfrage ist ein tragender Bestandteil innerhalb der Beziehung. Während alle anderen nach Lösungen suchen, sucht der Narzisst nach jemanden, dem er die Schuld zuschieben kann. Er sucht natürlich nicht bei sich. Oft teilt er seine perversen Schuldzuweisungen auch nur pauschal mit. "Du warst ja nie für mich da."
Diese Worte bleiben dann im Gedächtnis des Opfers und führen dort ein Eigenleben. Schuld. Schuld. Schuld. Immer dreht sich alles nur um dieses eine Thema. Fragt man nach, was er genau mit dieser Aussage sagen will, fehlen ihm die Worte.
Der Aggressor projiziert sein eigenes destruktives Verhalten auf sein Gegenüber.
Nicht die Betroffene hat ihren Partner vernachlässigt, sondern umgekehrt. Der Aggressor hat sich kaum um die Partnerschaft bemüht und ist lieber seinen persönlichen Interessen nachgegangen. Und noch während das Opfer krampfhaft den Fehler im eigenen System sucht, lehnt er sich bequem zurück. Diese Vorgehensweise ist tückisch. Denn wer gelernt hat, jede Schuld auf sich zu nehmen, wird auch nach einer Trennung damit fortfahren. Deshalb frage dich, ob du weiterhin aktiv bereit bist, für das Versagen einer anderen Person die Verantwortung zu übernehmen.
Gleichzeitig zähle bitte einmal nach, wie oft du in deinem Denken das Wort Schuld benutzt. In einer Beziehung mit einem narzisstischen Menschen wird nämlich grundsätzlich alles über die Schuldfrage definiert. Schon allein daran erkennt man einen Narzissten.
Die Verletzungen müssen heilen!
Egal, wer die Beziehung beendet hat oder wer zuerst gegangen ist, eine Trennung ist immer schmerzhaft. Die Trauer kommt und bleibt. Und noch etwas passiert. Nach einer narzisstischen Beziehung kommen die erlebten Verletzungen erst jetzt ans Licht.
Während der Beziehungsphase kann der emotionale Schmerz nicht richtig zugeordnet werden. Eine Katastrophe jagt die nächste und die Verarbeitung der einzelnen Erlebnisse ist nicht möglich. Gefühle und Emotionen durften zudem kaum ausgelebt werden. Stattdessen wurden sie scharf verurteilt. "Du bist viel zu empfindlich. "Immer hast du ein Problem und willst dich streiten." Die Betroffene sollte im Sinne des narzisstischen Partners funktionieren und keine eigene Gefühlswelt aufbauen. Dem Opfer blieb also nichts anderes übrig, als sich den Worten des Aggressors zu beugen und sich ihm anzupassen. Ist die Trennung erst vollzogen, stoppt dieser Prozess. Kommen keine neuen Verletzungen mehr dazu, beginnt die Aufarbeitung der alten Schmerzen. Vorher ist die Verarbeitung der Gewalt gar nicht möglich.
Viele Betroffene stehen diesem Prozess hilflos gegenüber und wünschen sich statt dem Schmerz Ruhe und stilles Vergessen. Besser ist es jedoch, diese Gedanken zuzulassen und sie freundlich zu begrüßen. Sie sind nicht dein Feind.
Viele betroffene Frauen begegnen dieser Entwicklung jedoch mit wachsender Ungeduld. Die Wahrnehmung der eigenen Würdelosigkeit und die stattgefundene Selbstaufgabe lähmen zudem die eigene Person und deshalb werden Abkürzungen aus dem Schmerzempfinden gesucht. Es gibt jedoch keinen anderen Weg. Vieles muss erst wieder seinen richtigen Platz finden. Dieser Vorgang trägt wesentlich zur Gesundung bei. Alles, was verdrängt wurde, muss ans Licht. Wo soll es denn auch hin? Statt schlecht zu träumen, räume diesem Vorgang einen festen Platz ein. Es lohnt sich. Kommt eine Depression dazu, ist die Sachlage wieder eine andere. Diese Erkrankung gehört in geschulte Hände.
Auf diese Weise beendet sich auch irgendwann das Kreiseln deiner Gedanken, nur halt nicht sofort. Da es zu viel zu verarbeiten gibt, braucht dieser Vorgang seine Zeit. Dein Hirn muss lernen, sich nicht mehr mit Nebensächlichkeiten zu beschäftigen, sondern eine Situation gesund einzuschätzen. Wen interessiert es schon, wie die Spülmaschine eingeräumt wird. Richtig. Niemanden. Hauptsache, das Geschirr ist sauber. Allerdings sagt die Stimme in deinem Kopf sicher etwas ganz anderes.
Dein Hirn arbeitet zunächst noch wie vom Narzissten eingefordert. Habe also Geduld mit dir selbst und geh nicht zurück, nur damit sich ein Frieden einstellt, der keiner ist. Das Kreiseln um die Person des Narzissten wird sich beruhigen und dein Hirn findet einen anderen Mittelpunkt.
Die psychischen Nachwirkungen der toxischen Beziehung
Emotionale Gewalt hinterlässt immer Spuren, ganz besonders in der Psyche der Betroffenen. Dazu kommt noch die bange Frage: "Wie erlebt der andere gerade die Trennung? Gibt es noch einen gemeinsamen Weg?"
Dass sich die in Aussicht gestellte wunderbare Zukunft mit dem Partner niemals eingestellt hätte, weiß die Frau im hintersten Winkel ihres Herzens. Trotzdem ist der Verlust einfach da.
Von der einsetzenden Trauer um die vermeintlich rosarot gefärbte Zukunft mal ganz abgesehen. Zerplatzte und zerstobene Lebensträume, mit eingeschlossen. Sich aus einer destruktiven Partnerschaft zu lösen, ist schwer.
Die Beziehung mit einem persönlichkeitsgestörten Menschen treibt das Opfer in einen Strudel von Verzweiflung, Burnout und Schmerzattacken. Nach der Trennung muss die erlittene Ungerechtigkeit kompensiert werden und die zerbrochene Seele Heilung finden. Diese Verarbeitung kostet Kraft.
Die tiefe Trauer und den massiven Schmerz des Opfers können viele Personen nach der Trennung nicht nachvollziehen und das Opfer steht allein.
Die Schilderung der Lebensumstände werden abgeblockt und oft nicht richtig zur Kenntnis genommen. Da die Bewältigung des Traumas aber jetzt erst einsetzt, kommt alles dementsprechend neu und unverarbeitet an die Oberfläche und sucht sich Raum. Die Gedanken des Opfers kreisen nur noch um die Beziehung und andere Gesprächsthemen werden kaum aufgegriffen. Das Wutpotenzial ist hoch und die Betroffene fragt sich, wie sie sich anderen Menschen gegenüber verhalten soll.
Trotz allem lohnt es sich, die Trennung durchzuhalten. Auch wenn es schwerfällt, sich nicht wieder mitreißen zu lassen von einem Schwall von Lügen und Lockangeboten. Diese versprechen zwar eine bessere Zukunft, aus der jedoch niemals etwas werden wird. Es sind nur Worte. Worte ohne Bedeutung und Hintergrund.
Misstrauen und Wut
Misstrauen macht sich breit. Die Angst wächst mit jedem Tag, dass auch andere Personen sich ähnlich manipulativ wie der narzisstische Partner verhalten könnten. Wem kann das Opfer noch vertrauen. Sich selbst? Nein, sicher nicht. Das Misstrauen, was der Narzisst innerhalb der Beziehung gesät hat, wird damit zusehends zum Problem. "Deine Freundin redet schlecht über dich. Ich habe es selbst gehört." Natürlich hat er gar nichts gehört, aber wem soll das Opfer noch glauben? Die eigene Persönlichkeit muss erst einen sicheren Platz für sich finden. Deshalb wird die Umwelt Prüfungen unterzogen. Wer ist Freund? Wer ist Feind? Wer steht auf der Seite des Narzissten? Dazu kommt, dass ablehnendes Verhalten, unberechtigte Wut und Manipulationen nicht mehr ausgehalten werden können. Das wiederum fühlt sich für die umstehenden Personen nicht gut an.
Es hilft jedoch nichts. Die Betroffene kann nach der Trennung nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. Sie wurde verbal, emotional und/ oder körperlich angegriffen. Das Seelenleben hat gelitten. Die Seele wurde vergewaltigt und ob nicht tatsächlich ein körperlicher Übergriff stattgefunden hat, muss auch noch manchmal geklärt werden. Nicht nur das Opfer braucht Geduld.
Der Narzisst und die Frauenwelt
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Das Buch stellt das Wesen der emotionalen Partnerschaftsgewalt klar und deutlich heraus. Die Folgen für das Opfer werden detailliert beschrieben.
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Es kommen auch wieder bessere Zeiten
Gib nicht auf! Suche nach einer Therapiemöglichkeit oder suche ärztlichen Beistand. Psychosomatische Kuren und Selbsthilfegruppen können ebenfalls helfen. Nimm Kontakt zu anderen Betroffenen auf. Vieles kann dir helfen, die Trennung durchzuhalten und die erlebte Gewalt zu verarbeiten. Auch wenn mehrere Trennungsphasen nötig sind, bleib am Ball. Dieses Verhalten gehört zu einer Missbrauchsbeziehung dazu. Viele Versuche, sich zu trennen, sind besser, als sich selbst aufzugeben oder in der Beziehung zu verharren.
Der Zeitfaktor
Nach der Trennung brauchst du Zeit für dich. Wenn du unsicher bist, sprich andere Personen auf deine Situation an und bitte um Verständnis. Wie gewohnt den Alltag bewältigen zu wollen, ist unmöglich. Achte deshalb auch auf die Personen, mit denen du dich umgibst. Du brauchst Bestätigung und keine Stimmen, die dich für deine Vergangenheit verurteilen. Dieser Zeitabschnitt ist vergangen und daran lässt sich nichts mehr verändern. Aussagen wie: Warum bist du nicht früher gegangen, helfen da wenig und belasten mehr, als sie Hilfe bieten. Sollte dein soziales Umfeld hier unfreundlich reagieren, ist es besser, eine kleine Auszeit von einzelnen Personen zu nehmen. Umgebe dich lieber mit Menschen, die dir guttun und deine Trauer verstehen.
Die Frage, warum du in eine narzisstische Beziehung hineingeraten und geblieben bist, sollte auch noch vertagt werden. Suche und finde Ansprechpartner, die dich hier beraten können. Im ersten Trennungsschmerz kannst du diese Themen zwar ansprechen, aber nicht intensiv weiterverfolgen. Das ist nicht möglich. Die Zeit wird deine Fragen beantworten. Sie ist dein Freund, nicht dein Feind. Die Zeit arbeitet für dich und gegen den Narzissten. Jeder Tag, den du von ihm wegbleiben kannst, ist ein guter Tag.
Was kann ich noch für mich tun?
Jeder einzelne Tag muss für sich gelebt und bewältigt werden. Allein das ist schon schwierig genug. Ist der Schmerz zu groß, suche anderweitige Ablenkung. Nehme alte, abgelegte und lieb gewonnene Tätigkeiten wieder auf und nutze jede Möglichkeit, den Tag zu füllen. Lebe deshalb von einer Minute zur anderen, wenn es sein muss. Du musst nicht deine Zukunft bewältigen, sondern nur das Heute. Nur in dieser Minute musst du deine Sucht nach dem Partner aushalten, nicht morgen.
Weine, brülle, schreie und kümmere dich nicht darum, was andere von dir denken. Nimm dir Zeit für dich selbst und lebe deine Gefühle aus. Du musstest lange darauf verzichten.
Alles, was ich hier aufgezählt habe, führt dich zurück zu dir. Schau dich um. Das Loch ist tief, in das du gefallen bist. Kaufe Tapete oder streiche die Wände neu. Mach es dir gemütlich. Du wirst eine längere Zeit dort verbringen. Geh nicht zurück in die vermeintliche Sicherheit mit dem Narzissten. Halte aus und warte auf Besserung. Kein Schmerz ist für immer.
Deine Heilung geschieht nicht von heute auf morgen. Lasse deshalb die Trauer um den Narzissten zu, auch wenn andere meinen, er wäre keine Träne wert. Du hast ihn geliebt. Weine um dich selbst und um deine verlorenen Träume. Deine Tränen hat der Narzisst tatsächlich nicht verdient, aber du hast ein Anrecht auf deinen Schmerz und auf deine Trauer. Lebe sie aus und stehe zu ihr. Du hast Verlust erlebt. Deshalb musst du aber nicht zum Narzissten zurückkehren, wenn er wieder vor der Türe steht.
Dein Durchhaltevermögen wird sich lohnen. Und ja, dein zukünftiges Leben wird sicher nicht einfach sein. Wenn du den Missbrauch hinter dir gelassen hast, werden andere Herausforderungen auf dich zukommen. Unser Dasein ist wunderbar, aber auch schrecklich kompliziert und das Leben geht nicht immer gut mit uns um. Aber es ist ein Leben ohne emotionalen und verbalen Missbrauch.
Und das Wichtigste überhaupt: Du kannst selbst auf deine Würde und Selbstachtung achten und musst sie nicht in die Hände eines Narzissten legen.