Verbesserung wird angestrebt

Sie versucht, den Gesprächen eine neue Wendung zu geben.
Ihre Forderung nach einer Veränderung innerhalb der Beziehung spricht sie mit Nachdruck an. Leider führen diese Aussprachen zu noch mehr Ablehnung, Abwertung, Ignoranz und Spott ihr gegenüber. Ihre Wahrnehmung wird als vollkommen übertrieben abgelehnt. Er wäre ein guter Partner mit einer Frau, die dauernd krank ist, das solle sie bitte bedenken. Verzweifelt versucht sie vergangene Verletzungen aufzuzählen, um ihm klar zu machen, dass sie nicht übertreibt und er auch schon früher verletzendes Verhalten gezeigt hat. Sie merkt jedoch schnell, dass diese Beispiele nicht zählen. Seine Erinnerung an diese schmerzhaften Momente sind anderslautend oder haben gar nicht stattgefunden.
Obwohl sie an ihrer Wahrnehmung zweifelt, stellt sie erstaunt fest, dass sie diese verwirrende Gesprächsführung von früher kennt. Bisher dachte sie, dass es Missverständnisse seien, die ausgeräumt werden müssten. Jetzt bemerkt sie, dass er viele Ungereimtheiten bewusst einfließen lässt, nur um vom Thema abzulenken.
Das Ende dieser Auseinandersetzungen sind immer gleich. Sie könne ja gehen, wenn ihr etwas nicht passt. Diesen Satz hat sie schon öfter gehört, aber das wollte sie doch nie. Diesen Weg möchte sie auch heute nicht gehen und lenkt ein.

Erpressung

Obwohl sie gern ein grünes Sofa möchte, akzeptiert sie nun ein rotes Sofa.
Dieses ist ja auch schön und er wollte schon immer eines in dieser Farbe. In seiner vorherigen Beziehung hatte die Ex alles bestimmt, das möchte sie nun besser machen und lenkt sie ein. Trotzdem wird sie mit dem roten Sofa nicht froh. Bei der nächsten Anschaffung versucht sie deshalb einen Kompromiss auszuhandeln, aber auch hier ist keine Einigung möglich. Wenn sie etwas nicht möchte, kann sie ja gehen. Er braucht diese Beziehung nicht.
Sie versteht die Welt nicht mehr. Er nimmt keinerlei Rücksicht und setzt wegen Kleinigkeiten die ganze Beziehung aufs Spiel. Sie ist verletzt und entsetzt! Nach diesen ernsten Auseinandersetzungen folgen zwar immer wieder diese wundervollen verliebten Zeiten, aber sie versteht nicht mehr, wie er nach diesen Streitgesprächen so einfach zum Alltag übergehen kann.

Wegen banaler Situationen werden jetzt Trennungsgespräche geführt, die sie verzweifelt und traurig zurücklassen. Ihm scheinen diese Gespräche kaum etwas auszumachen. Kinder, Sofas, alles, was nicht stimmt, wird dafür hergenommen. Ihr allein wird die Schuld an den Unstimmigkeiten im Alltagsgeschehen zugeschoben. Sie beginnt, sich noch mehr aufzureiben und nachzugeben, um die Harmonie zu bewahren.

Sie kann jetzt nicht einfach aufgeben. Zu viel Herzblut hat sie bereits in diese Beziehung investiert.

Manipulation und Eigennutz

Nun fühlt er sich sicher und beginnt zu taktieren. Wenn du nicht ... , dann ich ...
Sie erkennt, dass er sich ganz bewusst nicht an die getroffenen Absprachen hält und sie weiterhin belügt, obwohl sie ein ständiges Entgegenkommen zeigt. Er sagt, dass er sie liebt und ist trotzdem bereit, wegen Nichtigkeiten die ganze Beziehung zu beenden. Emotionale Erpressung in Reinform, die sie nicht mehr ignorieren kann. Dass seine Taten nur selten zu seinen Aussagen passen, ist ihr schon vor längerer Zeit aufgefallen.

Sie hat sie sich weiter im Internet umgesehen und neue Informationen aus dem Netz gezogen. Wiederum hat sie viele Artikel über Narzissmus gelesen und Videos angeschaut, aber das darf doch nicht sein. Bei intensiver Betrachtung sind diese Personen Gewalttäter und Gewalt tut er ihr bestimmt nicht an. Sie glaubt es nicht.
Aber diesen Kraftakt hält sie auch nicht mehr lange durch. Kleine körperliche Beschwerden wachsen sich jetzt so richtig aus. Nichtige Unpässlichkeiten manifestieren sich zu ausufernden Krankheitsmustern. Beim nächsten Streit, als er nach den Schlüsseln greift, sagt sie ihm, dass er wegbleiben soll.

Sie will nicht mehr. Diese Reaktion kennt er nicht von ihr.

Honeymoon und offene Gewalt

Ihm wird bewusst, dass er zu weit gegangen ist und rudert zurück. Er möchte seine Partnerin, die mittlerweile schon längst zu einem Opfer geworden ist, nicht verlieren. Die Beziehung macht ihm Spaß. Er drückt Knöpfe und sie reagiert, wie er möchte und wie er es für richtig hält. Aus Neid und Missgunst bringt er sie dazu, sich selbst, ihre Familie und die Kinder zu vernachlässigen. So etwas findet er nicht an jeder Ecke.
Wenn er sich bisher nie entschuldigt hat, tut er es jetzt. Er erklärt ihr, was für ein Idiot er ist, und sie schmilzt dahin. Er packt die erste Liebe wieder aus und sie gehen dem Licht entgegen und versuchen einen Neustart. Alles soll anders werden.

Sie ist jetzt nicht mehr so leicht zu beeindrucken, aber wenigstens möchte er sich ändern und ist nicht jemand, der emotionale Gewalt anwendet. Sie wird sich mehr durchzusetzen und ihre starke Seite zeigen, aber ihr Nervenkostüm hat gelitten. Das ganze Ausmaß der emotionalen Zerstörung macht sich nun bemerkbar. Die schönen Phasen nach einem Streit als Wiedergutmachung helfen ihr nicht mehr. Jede kleine Auseinandersetzung wird zur Zerreißprobe. Die zunehmende psychische, seelische und körperliche Belastung ist kaum noch auszuhalten.

Das Opfer und wird zum Täter.

Kampf um Wertschätzung

An seinem perfiden Verhalten sieht sie, dass auch er zunehmend aggressiver reagiert. Heimlichtuerei und versteckte Unwahrheiten sind weiterhin an der Tagesordnung, aber diese werden jetzt offen gezeigt, damit sie merken soll - hier stimmt etwas nicht. Doch jedes Mal, wenn sie über eine Trennung nachdenkt, weiß er ganz genau, wie er sie wieder zurückholen kann. Und jedes Mal beginnt eine neue Verliebtheitsphase, in der sie hofft und betet, dass er begreift, was er mit ihr verlieren wird.

Vehement versucht sie jetzt, gravierende Veränderungen herbeizuführen. Sie zeigt ihm auf, dass er sie verletzt und dass es sie schmerzt, wenn er sich über sie lustig macht und sie in Anwesenheit von Freunden und Bekannten abwertet.
Er versteht nicht. Und er versteht sie wirklich nicht. Er kann keine Gefühle lesen. Sie erklärt und erklärt, und obwohl er nicht versteht, weiß er, dass er etwas ändern muss. Er bemüht sich, da er von allein kein netter Mensch sein kann. Aber schon bei der nächsten Gelegenheit merkt sie, dass sie ihm alles wieder neu auseinandersetzen muss, weil sich die Situation geringfügig verändert darstellt. Sie hat Geduld.

Ignoranz und falsche Wahrnehmung

Seine Ignoranz ihr gegenüber nimmt trotzdem nicht ab, sondern verstärkt sich mit jedem Tag mehr. Nicht nur auf ihrer Seite wachsen die Bedenken und der Ärger. Die Zeichen stehen auf Sturm. Sie beginnt sich zu fragen, was ihr diese Beziehung unter diesen Bedingungen noch bringen soll, außer Schmerz und Abwertung. Ihre Wertschätzung und Bewunderung für diesen Mann nimmt ständig ab.
Statt jetzt für Besserung zu sorgen, droht dieser mit Liebesentzug und zunehmender Abwesenheit. Dieses Verhalten hatte er vorher schon gezeigt, um den gemeinsamen Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Jetzt fragt sie sich, ob er sie bewusst meidet, um sich nach einer neuen Quelle der Bewunderung umzusehen. Sie versucht, mit ihm darüber zu reden und erklärt ihm, dass sie sich durch sein Verhalten bestraft fühlt.
Ihre Wahrnehmung ist und bleibt für ihn jedoch ein Problem. Wenn sie Fragen, Kritik und Vorwürfe an ihn richtet, ist es immer nur sie, die die Dinge falsch sieht. "Sie würde ihn völlig unzulänglich interpretieren." Alles wäre nicht so, wie sie meint, und sie solle doch endlich einmal Ruhe geben. Jetzt fragt sie sich wirklich, ob ihre Wahrnehmung noch in Ordnung ist.

Wenn sie mit anderen Personen über ihre Probleme spricht und ihre Bedenken äußert, wird sie beruhigt. "Er sei doch ein ganz lieber Mensch, was sie denn noch wolle?" Sie solle nicht zuviel nachdenken." Sie möchte eigentlich gar nichts mehr denken und gehen, aber wenn sie an die Konsequenzen denkt, kommt Panik hoch.

Selbstaufgabe

Das Gefühl, verlassen zu werden oder selbst gehen zu wollen, greift immer mehr um sich. Sie redet kaum noch über ihre Beziehung und ihre Sorgen. Schon längst schämt sie sich vor sich selbst, wie schwach sie doch ist, weil sie keinen Ausweg aus dieser absurden Situation findet.
Irgendwann kommt jedoch der Zeitpunkt, an dem sie erkennen muss, dass es so nicht weitergehen kann. Ihre richtige Wahrnehmung kann die vielen Vorkommnisse nicht mehr außer Kraft setzen.

Die Tatsachen, die er schafft, tun weh.
Seine Worte tun weh. Die perfide Ignoranz wird bald nicht mehr auszuhalten sein. Die Verletzungen nehmen weiter zu. Irgendwann müssen tatsächlich Konsequenzen gezogen werden, aber nicht heute!

... aber das ist der falsche Weg, das Problem zu lösen.

Beratung Evelina Blum

Beratung, Kriseninterventionen und Gesprächsbegleitung

Beratungsangebot